So kündigst du mit Stil (Mustervorlage)

Von: Tobias Jost

Gründer / CEO von KARRIEREGURU

Einen Job zu kündigen, ist ein bisschen wie eine Beziehung zu beenden: Man fühlt sich schon längere Zeit nicht mehr wohl oder hat ein alternatives Job-Angebot gefunden … Statt aber überstürzt die Reißleine zu ziehen, sollte man Kündigung nicht einfach so über Nacht beschließen. Du brauchst Zeit zum Überlegen und eine passende Strategie, bevor du eventuell eine falsche Entscheidung triffst.

Denkst du daran zu kündigen?

Ob du nun enttäuscht bist von langweiligen Aufgaben, dich wegen einer Beförderung übergangen fühlst oder einfach keinen Draht zu deinem Chef oder den Kollegen hast – irgendwann steht für uns alle mal eine unangenehme Kündigung an. 

Wichtig ist, dass du dir für diesen Schritt Zeit nimmst und vor allem über die Gründe deiner Unzufriedenheit nachdenkst. So viel Zeit muss sein! Denn vielleicht ist dieser Schritt gar nicht gerechtfertigt? 
Manchmal liegt es nämlich nur daran, dass wir unseren Mund nicht aufkriegen, wenn wir unglücklich sind – Lieber schlucken wir unseren Ärger runter und suchen nach der bestmöglichsten Abkürzung. Ist doch so, oder?

Kündigen solltest du jedenfalls nicht, wenn dich zum Beispiel ein „akuter Frust“ überfällt, du ein „negatives Feedback erhalten hast oder dir ein „schwerer Fehler „unterlaufen ist – den sowas passiert zu 100 % jedem einmal im Leben… Stattdessen empfehle ich dir einen Selbsttest mit den folgenden Fragen, die tatsächlich für eine „Kündigung“ sprechen:

  1. Leidet meine Gesundheit? Kein Job der Welt ist es wert, seine Gesundheit zu ruinieren. Wenn du die Frage mit Ja beantworten kannst, ist das schon mal ein Kündigungsgrund – und dass – auch ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben. 
  1. Langweile ich mich auf Arbeit? Bei einem „Bore-Out“ passiert das gleiche wie bei einem „Burn-Out“. Wenn die Langeweile auf Arbeit zu einer echten Belastung wird, ist es Zeit für neue Herausforderungen. Ansonsten überfällt dich die Monotonie, deine Kreativität geht verloren und du verfällst einer Depression. 
  1. Trete ich auf der Stelle? Wenn das passiert – du bei einer Beförderung stets übergangen wirst oder die nervige Unternehmenshierarchie dir keinen Aufstieg ermöglicht, ist wirklich Zeit für einen Wechsel.
  1. Geht das Unternehmen den Bach herunter oder ich? Ein schlecht geführtes Unternehmen oder gar eine Insolvenz deines Arbeitgebers können sich auch negativ auf deine Karriere auswirken. Wenn du auf einem sinkenden Schiff arbeitest, rette dich am besten mit einem Absprung.
  1. Fühle ich mich meinem Arbeitgeber verbunden? Wenn die Werte, die Tätigkeit oder die Ziele eines Unternehmens so gar nicht zu deiner Person passen, solltest du die Arbeit überdenken. Und das ist nicht schlimm: Einen Traumjob & ein Traumarbeitgeber zu finden braucht echt Zeit. 
  1. Ist mein aktueller Job nur ein Notnagel? Manchmal braucht es einfach ein Job, egal ob er passt oder nicht. Aber richte dich nicht für Jahre gemütlich darin ein. Frag dich selbst, ob dir die Tätigkeit immer noch Spaß macht – oder ob es sich nicht eigentlich nur um ein „schwarzes Schaf“ im Lebenslauf handelt.
  1. Erhalte ich ausreichend Wertschätzung? Wirst du von Kollegen oder der Chefetage gemobbt? Oder bekommst du einfach nichts zurück, obwohl du deinen Job magst und viel gibst? Überleg dir, ob sich dein Einsatz noch lohnt – oder ob du nicht vielleicht bei einem anderen Unternehmen besser aufgehoben wärst. 

 

Wenn du aber EINFACH NICHT MEHR WILLST, ist das auch verständlich. Sobald dich dein Job einfach nicht mehr glücklich macht oder du das Gefühl hast, beruflich in einer Sackgasse zu stecken, dann kannst du Adieu und Ciao sagen – aber bitte smart und mit Stil – denn von heute auf morgen alles hinzuschmeißen, geht natürlich nicht.

Tu das, bevor du kündigst

Beachte zunächst die Fristen und wirf einen Blick in deinen Vertrag!

In Deutschland kannst du jeweils zum 15. oder zum Monatsende – natürlich unter Einhaltung der Kündigungsfrist von 4 Wochen kündigen. Außer dein Vertrag sieht andere Regelungen vor. Kürzere Fristen sind nur bei Aushilfskräften (bei max. 3 Monate Beschäftigungsdauer) und bei Unternehmen mit höchstens 20 Mitarbeitern zulässig. Beachte auch, dass es in der Probezeit andere Kündigungsfristen gelten. Nach Ablauf gilt hier normalerweise eine Kündigungsfrist von 4 Wochen, außer du hast etwas anderes vereinbart.

In Österreich läuft die Sache ein bisschen anders ab, denn dort kannst du als Arbeitnehmer nur dann kündigen, wenn du ein unbefristetes Dienstverhältnis hast. Bist du befristetet Angestellt, kannst du nur so kündigen, wie du es mit deinem Arbeitgeber vereinbart hast. Mehr Informationen zu den jeweiligen Fristen und Termine findest du auch im österreichischen Angestelltengesetz (AngG).

Ähnlich wie in Deutschland, verhält es sich in der Schweiz. In den ersten Jahren beträgt die gesetzliche Kündigungsfrist einen Monat. In deinem 9. Arbeitsjahr dann 2 Monate und danach 3 Monate. Wie immer solltest du aber noch mal in deinem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) nachsehen, denn auch hier wird die Frist gern individuell geregelt. 

Abgekürzt werden kann die Kündigungsfrist auch mit einem sogenannte „Aufhebungsvertrag“ – auf den sich beide Parteien allerdings einigen müssen. So ein Vertrag ermöglicht es dir, bei einem neuen Job schneller einzusteigen. 

Auch ist es üblich, seinen Resturlaub gegen Ende der Kündigungsfrist zu nehmen. Der kann von deinem Arbeitgeber aber auch verwehrt werden, aus betrieblichen Gründen zum Beispiel – weil Hochbetrieb ist oder das Unternehmen unter Personalmangel leidet. Hast du Zugang zu sensiblen Informationen kann es auch sein, dass du gezwungenermaßen von deinen Aufgaben freigestellt wirst,…aber nun zurück zu deiner Entscheidung… 

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Das Kündigungsgespräch

Jetzt musst du erstmal das Gespräch mit deinem Chef suchen und ihm oder ihr deine Entscheidung auch mitteilen – daran führt leider kein Weg vorbei, auch wenn es schwerfällt. Das Kündigungsschreiben einfach nur an die Personalabteilung zu schicken und dann auf eine Antwort zu warten ist ein absolutes No-Go – auch wenn es in Hollywood-Filmen immer wieder dramatisch cool aussieht. 

Damit bei deinem Vorhaben also nichts schief geht, musst du dich gut vorbereiten: 

  1. Wähle den richtigen Zeitpunkt! So ganz spontan zwischen Tür und Angel oder gar nach einem wichtigen Meeting mit anderen Kollegen, sollte das Gespräch auf keinen Fall stattfinden. Überlege dir, welcher Zeitpunkt der beste sein könnte und bitte deinen Vorgesetzten, um einen persönlichen Termin. Suche dafür einen ruhigen Raum aus, denn ihr solltet ungestört sein und euch in einer entspannten Atmosphäre unterhalten. 
  1. Atme tief durch und lass deinen Ärger aus dem Spiel! Bitte beende dein Arbeitsverhältnis niemals mit Vorwürfen oder Ärgernissen – das bringt dich weder persönlich noch beruflich weiter. Wer im Affekt oder mit großer Wut im Bauch kündigt, hinterlässt negative Assoziationen (Überleg mal, auch dein Chef hat Verbindungen!). Bewahre immer Ruhe und schluck den Ärger runter. Das was vorgefallen ist, kannst du ohnehin nicht mehr ändern. Am besten legst du dir vorher ein paar passende Formulierungen und Argumente zurecht und erläuterst deine Gründe – ABER ohne in Vorwürfe abzugleiten. Nicht nur der erste Eindruck ist wichtig, sondern auch der Eindruck, den du am Ende hinterlässt.
  1. Sprich mit deinen Kollegen! Lass bloß nicht den Flurfunk für dich sprechen, sondern weihe deine Kollegen zeitnah ein. Wie du die Nachricht übermittelst – ob beim gemeinsamen Mittagessen oder doch in Form einer Rundmail – bleibt ganz dir überlassen. Vielleicht können dir deine Kollegen ja auch ein paar Tipps geben oder dir mit klugen Ratschlägen bei der Entscheidungsfindung helfen. Du hast in diesem Unternehmen oder der Abteilung vielleicht Jahre verbracht und deswegen haben sicher auch Freundschaften entwickelt, die über den beruflichen Alltag hinausgehen. Vergiss also nicht, dich bei allen deinen Kollegen zu bedanken.
  1. Hinterlass deinen Arbeitsplatz verantwortungsbewusst! Je nachdem wie lange du für ein Unternehmen gearbeitet hast, besitzt du natürlich auch gewisse Insights und Kenntnisse über interne Abläufe. Versuche deshalb, deine Arbeit für deine Nachfolge so gut wie möglich vorzubereiten, damit einer reibungslosen Übergabe nichts im Weg steht. Lege dafür alle wichtigen Unterlagen ordentlich ab oder schreib hilfreiche Checklisten. Das ist auch sinnvoll für dich, denn so kannst auch du dir, nochmal einen Überblick verschaffen, wie viel du für das Unternehmen gemacht hast und schaffst dir somit eine fundierte Basis für dein nächstes Vorstellungsgespräch. Außerdem wirkt sich deine positive Arbeitshaltung auch auf dein Arbeitszeugnis aus, vergiss das nicht! 
  1. Übe das Gespräch mit deinem Chef! Um sicher und kompetent aufzutreten, solltest du deine Argumente vorher ein bisschen einzustudieren und ein paar Mal vor dem Spiegel durchgehen. Überlege auch, welcher der triftigste Grund ist und versuche diesen offen und ehrlich zu kommunizieren – ohne beleidigend oder persönlich zu werden. Denke an einen wertschätzenden Umgangston! Wenn dein Chef versucht mit dir zu verhandeln oder tiefer mit dir über deine Gründe debattieren will, ist es völlig okay, das Gespräch zu vertagen
  1. Schriftliches Kündigungsschreiben: Nachdem du das Gespräch hinter dich gebracht hast, braucht es jetzt noch eine ordentliche schriftliche Kündigung. Am besten persönlich oder per Post, denn eine E-Mail reicht für so einen wichtigen Schritt nicht aus. Zumindest nicht bei Vollzeitjobs. Falls der Hauptsitz deines Arbeitgebers allerdings ein anderer ist als dein Wohnort, solltest du deine Kündigung per Einschreiben versenden. Denn die Kündigungsfrist beginnt erst dann, wenn deine Mitteilung auch vom Arbeitgeber bestätig wurde. Wie das Schreiben aufgebaut sein sollte, schauen wir uns gleich näher an. Zuvor noch ein letzter wichtiger Tipp:
  1. Bestehe auf ein Arbeitszeugnis! Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf ein Arbeitszeugnis und darauf solltest du unbedingt bestehen! Ich empfehle dir, darüber schon während des Gesprächs mit deinem Chef darüber zu sprechen und zusätzlich in deinem Kündigungsschreiben zu erwähnen. Dein Arbeitgeber ist darüber hinaus verpflichtet nur Formulierungen zu verwenden, die auch „berufsfördernd“ sind, deswegen kannst du dein Arbeitszeugnis auch abändern lassen, wenn du zum Beispiel mit der Tätigkeitsbeschreibung oder mit der Formulierung deiner Stärken nicht zufrieden bist. Apropos, hast du mein letztes Video schon gesehen? In diesem erkläre ich dir, wie du die geheime Zeugnissprache entschlüsseln kannst und auf welche fiesen Formulierungen du achten solltest! Schau es unbedingt danach an! 

Das Kündigungsschreiben

Zusammengefasst sollte dein Schreiben folgendes beinhalten:

  • Name und Adresse von dir als Absender in der Kopfzeile
  • Unternehmensbezeichnung sowie vollständige Adresse deines Arbeitgebers
  • Das aktuelle Datum (Fristberechnung nicht vergessen!)
  • Eine Betreffzeile mit dem Wort „Kündigung
  • Ein passender Absatz zur Formulierung der Kündigung
  • Deine Unterschrift

Nun genau wie beim Bewerbungsanschreiben, kann auch der Absatz zur Begründung eine echte Herausforderung werden. Beachte das, wenn während des Gesprächs schon alles gesagt wurde und Nettigkeiten ausgetauscht wurden, du das Anschreiben ganz kurz und knackig halten kannst. Für alle andere Fälle, solltest du dir aber etwas Stilvolleres einfallen lassen. Hier ein Beispiel: 

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Sehr geehrte Frau Maier, 

hiermit kündige ich das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis als [genaue Stellenbezeichnung] in [Teilzeit/Festanstellung] vom [Datum des Vertragsbeginns] ordentlich und fristgerecht zum [Datum des letzten Arbeitstages laut Kündigungsfrist]. 

Ich bedanke mich für die gute und kollegiale Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren und bedauere, aus persönlichen Gründen diese Entscheidung zu treffen. 

Bitte bestätigen Sie mir den Erhalt dieser Kündigung und das Aufhebungsdatum des Arbeitsvertrages schriftlich. 

Zudem bitte ich Sie darum, mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis zu erstellen und an die obige Adresse zukommen zu lassen. 

Grüße und Wünsche, Tobias 

Hier kannst du dir das Kündigungsschreiben als Mustervorlage direkt als Word-Dokument herunterladen –> (Download)

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Letzte Tage im Job

Die Aufregung steigt… was aber solltest du auf den letzten Metern beachten? Hier eine Checkliste für deinen letzten Arbeitstag:

  • Laptop, Arbeitshandy oder sogar ein Dienstwagen? Alle Arbeitsmittel, die du von deinem Arbeitgeber erhalten hast, musst du an deinem letzten Arbeitstag auch zurückgeben. Dasselbe gilt für Geschäftsunterlagen, Zutrittskarten und Gebäudeschlüssel, usw. Schau vor deinem Abschied auch bei anderen Abteilunge vor allem der Personalabteilung vorbei, um wichtige Unterlagen wie Lohnsteuerbescheinigung oder eine (Rest-)Urlaubsbescheinigung abzuholen. Das im Nachgang zu machen ist immer unangenehm und umständlich.
  • Aufräumen. Das betrifft nicht nur den Firmenschreibtisch, sondern auch wichtige persönliche Daten, die vielleicht auf dem unternehmenseigenen Rechner abgelegt hast. Auch persönliche Verbindungen und Beziehungen zu Kunden oder Geschäftspartner solltest vorher „abwickeln“. 
  • Schreib am besten auch eine Rundmail zum Abschied an alle, darüber freut sich jeder – das zeigt, dass nicht alles schlecht war. Bedanke dich einfach bei allen und leite auch deine privaten Daten weiter – für ein möglichen Austausch in der Zukunft. Vergiss auch nicht, deiner Nachfolge alles Gute zu wünschen. Und selbst wenn du im Zorn gehst: Humor und Anerkennung bleiben immer Erinnerung und bedenke: 

„Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“ – in diesem Sinne!

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