
12 Arbeitsrecht-Mythen, die du kennen solltest
12 Arbeitsrecht-Mythen, die du kennen solltest Lesedauer: 4min Als Arbeitnehmer bist du täglich mit dem Arbeitsrecht konfrontiert, oft ohne es zu merken. Leider kursieren dabei
Gründer / CEO von KARRIEREGURU
Arbeitszeugnisse können ziemlich tricky sein. Die Gefahr ist groß, dass du dir beim Lesen denkst:
„Wow, ich hatte ja richtige Fans in dem Unternehmen“…
Aber nicht selten verbirgt sich dahinter – ein eher mieses Urteil, eine schlechte Note oder eine geheime Botschaft, die deinem zukünftigen Arbeitgeber sagen soll: „VORSICHT VERSAGER AM START!“
Mehr als 10.000 Prozesse gibt es jedes Jahr an deutschen Arbeitsgerichten, wegen solcher zweideutigen Formulierungen.
Um es aber soweit nicht kommen zu lassen, erkläre ich dir im Folgenden was sich hinter gängigen Floskeln verbirgt und wie du die Codes der Zeugnissprache richtig entschlüsselt.
Bevor wir uns diesen fiesen Formulierungen widmen, fragst du dich bestimmt auch: Warum gibt’s die eigentlich?
Zunächst musst du wissen, dass es das sogenannte „einfache“ und „qualifizierte Arbeitszeugnis“ gibt. Bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis wird im Gegensatz zum einfachen, nicht nur deine geleistete Arbeit bewertet, sondern auch deine Arbeitsweise und deine Sozialkompetenz – ergo – Leistung & Verhalten.
Das qualifizierte Arbeitszeugnis ist in Deutschland per Gesetz vorgeschrieben. Also auch wenn dein Arbeitgeber ziemlich lazy ist, hast du immer ein Anrecht darauf! Allerdings hat das Unternehmen dafür bis zu vier Wochen Zeit.
Für beide Zeugnisarten gilt jedoch: negative Beurteilung sind NICHT erlaubt.
Tja – aber hier wurde die Personalbranche zum ersten Mal richtig kreativ. Durch das gesetzliche Verbot hat man nämlich Tricks und Wege gefunden, um dich indirekt zu kritisieren. Fiese Formulierungen findest du daher nicht nur in Zeugnissen – es sind Botschaften mit denen eine ganze Branche in einer eigenen Sprache spricht.
Gegen die meisten Zeugniscodes und Formulierungen kannst du dich juristisch zur Wehr setzen…Außer jedoch bei Fehlverhalten – wie zum Beispiel Untreue oder Diebstahl. Wenn dein Arbeitgeber dafür Beweise vorlegen kann, müssen solche Hinweise sogar im Arbeitszeugnis enthalten sein.
Andererseits solltest du auch nicht jedem Unternehmen unterstellen, dass es Tricks verwendet oder dir etwas Böses will. Vor allem kleine Firmen und Startups arbeiten manchmal gern mit Mustervorlagen und sind unwissend, sodass diese Codes unabsichtlich auftauchen.
Ich will dir damit keinen Schrecken einjagen. Dein Ziel als Berufseinsteiger sollte es sein – dein Arbeitsverhältnis so harmonisch wie möglich – zu beenden und immer persönlich mit deinen alten Chefs oder zuständigen Personalern darüber sprechen.
Deswegen gibt es erstmal zwei gut gemeinte Pro-Tipps von mir:
Auch gibt es einige Tabus die im Arbeitszeugnis nicht enthalten sein dürfen, zum Beispiel:
Der Aufbau eines Arbeitszeugnis besteht aus neun Paragraphen und sieht so aus:
Mehr Spaß, mehr Geld, mehr Leben – so kriegst du den Job, der dich glücklich macht. Der perfekte Ratgeber für ein erfülltes (Berufs-)Leben.
Beginnen wir nun mit dem „Entschlüsseln“ geheimer Codes und Formulierungen in Arbeitszeugnissen. Besonders schwer zu entdecken sind die folgenden Code-Techniken:
Während in der Umgangssprache eine „doppelte Verneinung“ die Aussage verstärken soll (z.B. “nicht unerheblich” = also wichtig), bewirkt sie in der Zeugnissprache eine Abwertung. „Doppelte Verneinungen“ führen also nicht zu einer positiven Bewertung.
Zum Beispiel:
….dann war dein Verhalten aber offensichtlich auch nicht lobenswert, sonst hätten man es erwähnt.
Wenn zum Beispiel „Dankes- oder Zukunftswünschen“ fehlen, kann das Arbeitszeugnis trotz einer guten Bewertung deiner Leistung unglaubwürdig erscheinen. Heißt, wenn zum Beispiel am Ende erwähnt wird:
…dann ist das ein positives Zeichen für ein gutes Arbeitsverhältnis. Ist der Wunsch nicht enthalten, ist das eher ein Indiz dafür, dass dein Arbeitsverhältnis wohl nicht so gut war. Hierauf gehe ich später näher ein… und die dritte Technik.
Wenn Selbstverständliches oder Unwichtiges sehr betont wird, fehlte es meistens an anderer Stelle. Du musst also nicht nur darauf achten, WIE deine Leistung beurteilt werden, sondern vor allem WELCHE Leistung drinstehen. Je mehr unwichtige Tätigkeiten auftauchen, desto schlechter das Zeugnis – auch wenn es gut klingt. Zum Beispiel, wenn du als Grafikerin gesagt bekommst:
… dann hast deinen Job nicht nur mies gemacht, sondern auch ohne Kreativität.
Wenn es zum Beispiel heißt:
Klingt erstmal nicht schlecht, aber weil der Vorgesetzte hierarchisch an erster Stelle stehen sollte, ist das de facto ein Geheimcode für: „Er hatte Probleme mit Autoritäten.“
Hierbei wird auf eine zu erwartende Aussage verzichtet. Zum Beispiel:
Hier fehlen die Vorgesetzten, gegenüber denen das Verhalten also wohl weniger gut war. Oder aber es fehlt an Hinweisen zu deinem Fachwissen, was wiederum auf mangelhafte Kenntnisse schließen lässt. Wer kann schon was mit „Ehrlichkeit“ anfangen.
Passiver Satzbau kann auf die Unselbstständigkeit des Mitarbeiters hindeuten. Jeder Arbeitgeber erwartet von seinen Mitarbeitern ja eine gewisse Eigeninitiative. Wenn nun aber keine aktiven, sondern ausschließlich passive Formulierungen im Zeugnis stehen, bedeutet das, dass du nur auf Anweisung gehandelt hast und ansonsten halt passiv und faul warst. Zum Beispiel:
Du merkst, auch wenn das alles sachlich richtig ist, hört sich das nicht sehr engagiert an. Heißt, aktive Formulierungen zeigen Eigeninitiative, passive Formulierungen dagegen eher Faulheit.
Ziemlich gewitzt, oder? Aber Achtung – es geht noch weiter! Die Liste ist länger, als du dir vorstellen kannst – und hinzu kommt sogar noch ein verschlüsseltes Notensystem, mit dem deine Leistung und dein Verhalten bewertet werden. Stichwort: Zufriedenheit.
Hier ein Beispiel:
Und jetzt nochmal zum Mitschreiben:
Ist dir etwas aufgefallen? Achte immer auf das Wort „stets“ und die Verwendung von Superlativen, also „äußerster“ oder „vollsten“ – diese Indizien sprechen immer für ein sehr gute Bewertung.
Lass uns nun Schritt für Schritt einige verschlüsselte Formulierungen durchgehen, die sich auf deine Leistung und Verhalten beziehen und sie mit den Notensystem gleichsetzen.
Verschlüsselte Formulierungen:
„Er war bei Kunden schnell beliebt.“ ➠ Heißt: Du hast zu viele und zu schnelle Zugeständnisse gemacht.
„Sie machte sich mit großem Elan an die ihr übertragenen Aufgaben.“ ➠ Heißt: Du hast die Aufgaben gemacht, aber super chaotisch!
„Sie setzte sich im Rahmen ihrer Fähigkeiten ein.“ ➠ Heißt: Du warst offensichtlich komplett unfähig.
„Durch ihre Pünktlichkeit war sie ein gutes Beispiel.“ ➠ Heißt: Gute Pünktlichkeit, aber mehr war offensichtlich nicht drin.
„Er verstand es, alle Aufgaben erfolgreich zu delegieren.“ ➠ Heißt: Du warst nicht nur faul, sondern hast die Arbeit gekonnt auf Kollegen abgewälzt.
„Er zeigte für seine Arbeit Verständnis und Interesse.“ ➠ Heißt: Interesse ja, aber gearbeitet hast du auf jeden Fall nicht.
„Sie erledigte alle Aufgaben pflichtbewusst und ordnungsgemäß.“ ➠ Heißt: Du hast nur die Aufgaben gemacht, die man dir gesagt hat – aber ohne Eigeninitiative.
„Er hat unseren Erwartungen im Wesentlichen entsprochen.“ ➠ Heißt: Deine Leistungen war schlichtweg mangelhaft.
„Er verfügte über Fachwissen und ein gesundes Selbstvertrauen.“ ➠ Heißt: Mangelhaftes Fachwissen hast du mit deiner großen Klappe ausgeglichen.
„Sie hat alle Aufgaben zu ihrem und im Interesse der Firma gelöst.“ ➠ Heißt: Du hast gestohlen oder bist durch ein schweres Vergehen aufgefallen.
„Er trat sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens engagiert für die Interessen der Kollegen ein.“ ➠ Heißt: Du warst im Betriebsrat tätig oder hast dich gewerkschaftlich engagiert.
Wahnsinn oder? Selbst „Tabus“ werden mit diesen Zeugniscodes verschlüsselt.
Und jetzt das codierte Notensystem in Bezug auf deine Leistung:
Sehr gut:
Gut:
Ausreichend:
Mangelhaft:
Ungenügend:
Autsch, die letzten Formulierungen taten schon beim Zuhören weh. Wie steht es aber um dein Verhalten?
„Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets zuvorkommend, freundlich und korrekt“ ➠ Heißt: Du warst in jeder Hinsicht eine angenehme Arbeitskraft
„Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie stets freundlich und korrekt“ ➠ Heißt: Du warst eine freundliche und korrekte Arbeitskraft
„Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt“ ➠ Heißt: Du warst korrekt, aber nicht beliebt
„Das Verhalten war ohne Tadel“ ➠ Heißt: Nun ja, man freut sich das du weg bist.
„Durch seine Geselligkeit trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei“ ➠ Heißt: Du hast oft getrunken oder warst der Klassenclown.
Es gibt noch einige Zwischensätze, die dir vielleicht unwichtig erscheinen, aber dennoch eine heftige Botschaft in sich tragen. Achte unbedingt auf folgende Sätze:
„Sie war tüchtig und stets in der Lage, ihre Meinung zu vertreten“ ➠ Heißt: Du kannst keinerlei Kritik einstecken.
„Wir wünschen ihm alles Gute und Gesundheit“ ➠ Heißt: Du hast mehr Krankmeldungen als erledigte Arbeit abgegeben.
Apropos Schlussformulierungen. Es gibt viele wissenschaftliche Studien zu Arbeitszeugnissen, bei denen festgestellt wurde, dass während eines Bewerbungsverfahren insbesondere der Schlussabsatz gelesen wird.
Schlusssätze verstärken einen positiven Gesamteindruck – können aber auch ein riesengroßes ABER verursachen und das Vorherige ironisch verzerren. Sie sind freiwillig und per se nicht durch das Gesetz vorgeschrieben. Ein überzeugender Schlussabsatz im Arbeitszeugnis enthält idealerweise diese drei wichtigen Elemente:
Auch hier kommt es wieder auf die Feinheiten an. Zum Beispiel beim Kündigungsgrund:
“Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir außerordentlich bedauern.” ➠ Heißt: Du warst eine Top-Arbeitskraft.
“Er verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir sehr bedauern”➠ Heißt: Man hätte dich gerne behalten
“Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch” ➠ Heißt: Du hinterlässt keine größere Lücke
“Er verlässt uns in gegenseitigem Einvernehmen” ➠ Heißt: Du wurdest gekündigt bzw. man ist dankbar, dass du gehst
Wenn jedoch Bedauern oder Dankes- sowie Zukunftswünsche nicht enthalten sind, sagt das nichts Gutes über deine Arbeitsweise aus. Achte deshalb darauf, dass man dir im Arbeitszeugnis nicht bloß “für den weiteren Lebensweg“, sondern “für den weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin Erfolg” wünscht.
Wird die Ergänzung “Beruf” weggelassen, deutet das auf eine erfolglose Arbeit hin. Das wird vor allem dann negativ interpretiert, wenn noch zusätzliche Fehler hinzukommen. Deshalb musst du auch hier auf die Reihenfolge achten.
Wird an erster Stelle die berufliche Zukunft und erst danach die private genannt, ist die Reihenfolge korrekt. Wenn dagegen erst oder sogar ausschließlich auf die private Zukunft hingewiesen wird – du legst offensichtlich mehr Wert auf ein ausgefülltes Privatleben und “glänzt” am Arbeitsplatz eher mit durchschnittlichen Leistungen. Kurz gesagt, auch Bewertungen von Dankes- und Zukunftswünsche reichen von „sehr gut“ bis „mangelhaft“.
Für Unternehmen ist das Schreiben eines Arbeitszeugnisses mit viel Arbeit verbunden – und eigentlich eine Arbeit “die sich auch nicht mehr lohnt”, weil du das Unternehmen ja verlässt. Deshalb kann es passieren, du das glorreiche Angebot bekommst, dein Zeugnis einfach selbst zu schreiben…
Ist das erlaubt? JAEIN! Das Gesetz sieht zwar einen Anspruch des Mitarbeiters gegenüber dem Unternehmen vor. Aber der Arbeitgeber kann nicht einfach einen unterschriftsreifen Zeugnisentwurf von dir verlangen. Umgekehrt ist der Arbeitgeber aber auch nicht verpflichtet, deinem Zeugnisentwurf zu folgen oder sich überhaupt detailliert damit auseinanderzusetzen. Solltest du dennoch in Bedrängnis geraten, dann…
Eigentlich bietet dir das Schreiben deines eigenen Arbeitszeugnisses auch ungeahnte Vorteile. Immerhin beschäftigst du dich noch mal mit all deine Tätigkeiten, Stärken und Schwächen und bist so gewappnet für deine nächsten Jobinterviews.
12 Arbeitsrecht-Mythen, die du kennen solltest Lesedauer: 4min Als Arbeitnehmer bist du täglich mit dem Arbeitsrecht konfrontiert, oft ohne es zu merken. Leider kursieren dabei
8 Tipps, wie du in Online-Meetings garantiert negativ auffällst (und wie du’s besser machst) Lesedauer: 4min In meiner Karriere habe ich schon so einiges erlebt.
Hochsensibilität im Job: Deine verborgene Stärke Lesedauer: 4min Fühlst du dich im Großraumbüro ständig überfordert? Nimmst du Konflikte am Arbeitsplatz besonders intensiv wahr? Dann könnte
Studienfinanzierung: 9 clevere Wege, dein Studium zu finanzieren Lesedauer: 4min In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du den ersten wichtigen Schritt in deiner
Mein persönlicher Karriereimpuls an dich
Beruflich glücklich & erfolgreich.
Rechtliches